Genau 35 Jahren nach der Ausbürgerung Roland Jahns aus der DDR wurde dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen die Ehrendoktorwürde Dr. h.c. phil. vom Institut für Politikwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen. Es war der Höhepunkt des Tags der Politikwissenschaften im Jahr des 25-jährigen Bestehens des Instituts für Politikwissenschaften. Die Laudatio hielt der Jenenser Bürgermeister Albrecht Schröder.
In seiner Dankesrede sprach Roland Jahn über seine Zwangsausweisung aus der DDR und der Beschädigung der Beziehung zu seinen Eltern, insbesondere zu seinem Vater. Der Thüringer Landeszeitung hatte er zuvor ein Interview gegeben, in dem er ausführlich über den Heimatverlust sprach: „Als ich auf der Akropolis stand und auf Athen schaute, da schob sich vor mein inneres Auge plötzlich die Sicht von den Kernbergen auf Jena. . . Seither ist mir klar: Gerade wenn man zwangsweise weg ist aus der Heimat, gewinnt sie eine ganz besondere Bedeutung.“ (Das vollständige Interview finden Sie auf Thüringische Landeszeitung online) Der Landesbeauftragte gratulierte dem Inspirator der friedlichen Revolution und erinnerte daran, dass die Staatssicherheit einen operativen Vorgang unter dem Codewort „Weinberg“ gegen ihn eingeleitet hatte, nachdem er in West-Berlin lebte. In mehrfacher Hinsicht ließ ihn die Heimat nicht los. Die Universität interpretierte die Ehrenpromotion als eine Wiedergutmachung – insbesondere für seine Relegierung von der Universität im Jahre 1977, nach dem er sich mit Wolf Biermann solidarisiert hatte. Dieser Vorgang ist eine Schlüsselgeschichte in Roland Jahns DDR-Analyse „Wir angepassten“. (Foto oben links: Jürgen Scheere/FSU Jena. Foto rechts: MH/CL)