Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Francois Mitterand während der Schlacht um Frankreich bei Verdun - dort wurde der spätere französische Staatspräsident durch einen Granatsplitter verletzt und geriet am 18. Juni 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er wurde im Stammlager IX C in Rudolstadt-Schaala interniert. Von dort gelang ihm schließlich nach mehreren Versuchen am 5. März 1941 die Flucht - im Dezember 1941 erreichte er über Süddeutschland schließlich den unbesetzten Teil Frankreichs.
40 Jahre später, am 5. März 1981, trat der damalige Präsidentschaftskandidat eine Reise in seine Vergangenheit an. Schon Monate zuvor hatte er mit Willy Brandt das Projekt geplant, seinen Fluchtweg nachreisen zu wollen.
Von Frankfurt am Main aus reiste Mitterand über die Grenzübergangsstelle Herleshausen in die DDR ein und fuhr – in diesem Abschnitt der Reise noch ohne Brandt – nach Rudolstadt. Die Möglichkeit das Gebäude des ehemaligen Stammlagers zu besuchen, das sechs Kilometer von der thüringischen Stadt entfernt lag, wurde ihm jedoch seitens der DDR-Behörden verwehrt. Offizielle Begründung: Es handelte sich um ein Handelsdepot der NVA. Am Mittag des 5. März. trafen sich schließlich Mitterand und Brandt auf der Transitstrecke am Hermsdorfer Kreuz und setzten – dann gemeinsam – die Reise Richtung Süddeutschland fort. Der Besuch Rudolstadts erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit, westdeutschen Zeitungskorrespondenten war hierfür die Einreise in die DDR verwehrt worden.
Wenngleich diese Reise von Mitterand durch Deutschland im Nachgang häufig als PR-Aktion hinsichtlich der anstehenden Präsidentschaftswahl bezeichnet wurden, war es dennoch ein wichtiger Prozess zur Aufarbeitung seiner persönlichen Fluchtgeschichte.
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