Der langjährige Vorsitzende des Bautzen-Komitees, Harald Möller, verstarb am 4. Dezember 2019 im Alter von 91 Jahren. Der Landesbeauftragte betrauert den Verlust des gebürtigen Thüringers, der sich in den letzten 60 Jahren für die Aufarbeitung des SED-Unrechtes einsetzte.
Harald Möller wurde 1948 als 20-Jähriger wegen angeblicher Spionage zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Von seinem Heimatort Vacha, unmittelbar an der thüringisch-hessichen Grenze, war er mit seinen Freunden öfter über die noch grüne Grenze zum Tanz gegangen. Bei manchen Gelegenheiten nahm er auch Briefe und Pakete mit. Als „Grenzgänger“ nahm er hierbei die Unterschiede zwischen Ost und West wahr. Auch brachte er Zeitungen von seinen Besuchen „im Westen“ mit und diskutierte die Inhalte mit seinen Studienkollegen. Harald Möller studierte mittlerweile in Eisenach an einer Fachschule für Neulehrer. Im April 1948 wurde er verhaftet und wochenlang von sowjetischen Offizieren verhört. Im August 1948 folgte der Prozess und die Verurteilung zu zweimal lebenslänglich. Ihm wurde vorgeworfen, Spionagematerial für die Amerikaner zu sammeln. Die Strafe wurde dann im Januar 1950 auf 25 Jahre Arbeitslager reduziert. Seine Haftzeit verbrachte er im „Gelben Elend“ in Bautzen, wo die Haftbedingungen katastrophal waren. In der Haft erkrankte er an offener Tbc. Ohne die Solidarität der Häftlinge untereinander, die sich mit primitivsten Mitteln gegenseitig halfen, hätte er nicht überlebt. Nach acht Jahren kam die Entlassung, doch auch der Neuanfang in Westdeutschland war steinig. Oft waren es alte Haftbekanntschaften, die ihm halfen, Fuß zu fassen. Auch deshalb war es ihm wichtig, gerade in der alten Bundesrepublik an das erlittene Unrecht zu erinnern und eine öffentliche Würdigung der Opfer anzumahnen.
Nach dem Mauerfall konnte er in seine alte Heimat und an den Ort seines Leids zurückkehren. Harald Möller engagierte sich für die Gedenkstätte Bautzen und für die Gedenkkapelle auf dem Karnickelberg. Lange Jahre war er Vorsitzender des Bautzen-Komitees, seit 2016 sein Ehrenvorsitzender. Er vertrat die Belange der Opfer immer aufrichtig und würdig, egal ob in der Gremienarbeit oder bei öffentlichen Auftritten. Viele schätzten seinen klaren Blick und seine freundlich kommunikative Art. Harald Möller fand immer die richtigen Worte - das Unrecht klar benennend, aber nie in Verbitterung und Hass endend. Harald Möller wird fehlen.