Meine Amtszeit geht zu Ende. In den vergangenen fünf Jahren veränderte sich die politische Landschaft in Thüringen gravierend. Mit der Regierungsbeteiligung der Partei DIE LINKE wurde die Frage virulent, wie sich diese aus der SED hervorgegangene Partei zum Rechtsstaat bekennt und von der SED-Diktatur distanziert.
Ein Schlüsselthema dabei ist die fehlende Religionsfreiheit in der DDR und deren Folgen. Dazu bedarf es der wissenschaftlichen Forschung (nicht nur in Richtung Christen, sondern auch hinsichtlich jüdischer Gemeinden) und einer politischen Debatte, wie das Fundament einer modernen Demokratie geschützt wird (z.B. Feiertagsgesetz) und die Diktatur-Opfer würdig leben können. Neben der Würdigung verfolgter Schüler hatte sich die Regierungskoalition auch das Thema Zwangsausgesiedelte auf die Agenda gesetzt. Zum einen ermutigte meine Behörde die Bürgermeister der betroffenen Kommunen, an die Aussiedlung von Mitbürgern zu erinnern. Andererseits unterstützten wir die Verortung der Zwangsaussiedlungen als Teil der kommunistischen Entheimatungspolitik. Ich bin in diesen Jahren vielen Menschen begegnet, die sich trotz der zurückgewonnen Freiheit nicht frei entfalten können. Ihren Zorn und ihre Verbitterung für Machtkämpfe zu missbrauchen, gibt ihnen nicht ihre Würde zurück. Hier bedarf es eines politischen Konsenses; angefangen bei freizügigen Entschädigungen und Gedenkfeiern für die Betroffenen, die von allen Parteien getragen werden und bei denen Opfervertreter zu Wort kommen, bis hin zu einer Erinnerungskultur auch in den Schulbüchern. Meinem Nachfolger, Dr. Peter Wurschi, wünsche ich die nötige Unterstützung im Lande, die zur Erfüllung seines gesetzlichen Auftrags notwendig ist. Ich danke allen, die mich unterstützt haben, insbesondere der Landtagsverwaltung und den Präsidenten Birgit Diezel und Christian Carius.
Herzlich
Christian Dietrich