Gedenkveranstaltungen in Thüringen anlässlich des Gedenktags für die Opfer des SED-Unrechts
Heute veranstaltet der Thüringer Landtag gemeinsam mit dem Landesbeauftragten um 14:00 Uhr im Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale Maxhütte in Unterwellenborn (Bergweg 1) eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Gedenktags für die Opfer des SED-Unrechts. Eröffnet wird die Veranstaltung durch Landtagspräsident Christian Carius, gefolgt von einem Grußwort vom Landesbeauftragten Christian Dietrich.
"Die Opfer des SED-Unrechts dürfen nicht vergessen werden", sagt Christian Dietrich vorab. "Die Würdigung der Diktaturopfer und die Stärkung des Rechtsstaates sind nicht zu trennen. Das Rechtfundament unseres Landes „Schutz der Menschenwürde als Staatsaufgabe und Staatsverpflichtung“ erwuchs aus der Diktaturerfahrung der Mütter und Väter des Grundgesetzes. Menschen, die sich nicht mit dem Unrechtsstaat gemein machten und dafür Diskriminierung, Verfolgung und Verlust ihrer Heimat in Kauf nahmen, sind eine bleibende Inspirationsquelle unseres Rechtsstaates", so der Landesbeauftragte weiter.
Vor 65 Jahren fand in der DDR die erste Massenerhebung gegen die kommunistische Diktatur in Mitteleuropa statt. Am 17. Juni 1953 beteiligten sich über eine Million Menschen in mehr als 700 Orten an den Protesten gegen Normenerhöhungen und für freie Wahlen, die Freilassung der politischen Häftlinge und die Einheit Deutschlands. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen, doch sein Beben erreichte sogar die Häftlinge im sibirischen GULAG.
Auch an vielen Orten in Thüringen mussten Gefangene unter oft menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. In Unterwellenborn wurde 1949 ein Haftarbeitslager errichtet. Zeitweilig waren hier 600 Männer inhaftiert und wurden zur Arbeit gezwungen. Schüler des Staatliches Gymnasium "Erasmus Reinhold" Saalfeld haben sich mit Akten aus dem Leben von vier Zeitzeugen auseinandergesetzt und im Rahmen der Veranstaltung die Möglichkeit, ihnen Fragen zu stellen.
Die Zeitzeugen sind Günther Rehbein (geb. 1933, aus Gera) 1952 als junger Familienvater verhaftet und wegen Spionage und Hetze zu 25 Jahren „Zwangsarbeitslager“ verurteilt. Erst 1955 kam er aus Workuta (Sowjetunion) frei. Seine politische Verfolgung endete erst 1989.
Ralf Weber (geb. 1955) war vom sechsten bis zum 17. Lebensjahr in Heimeinrichtungen. Vom Jugendwerkhof Hummelshain aus wurde der 15-Jährige zur Arbeit im VEB „Maxhütte“ (Unterwellenborn) eingesetzt.
Ehepaar Bause (geb. 1961 u. 1963) stellte 1985 einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik. Um ihren Freiheitswillen zu verdeutlichen, organisierte Gerhard Bause zusammen mit zwei weiteren Eichsfeldern den ersten lokalen Widerstand.
Neben den drei „Anführern“ der „Protesterklärung“ wurde aber auch Dorit Bause am 29.02.1988 verhaftet. Erst nach dem Mauerfall kam Gerhard Bause frei.
Der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich zu der Veranstaltung ein.
Ort: Gasmaschinenzentrale, Bergweg 1, 07333 Unterwellenborn
Zeit: 15.06.2018, 14:00 Uhr
Weitere Gedenkveranstaltungen anlässlich des 17. Juni 1953:
Veranstalter: Kreisvorstände der Eisenacher SPD und CDU
Ort: Gedenktafel am Theaterplatz, 99817 Eisenach
Zeit: 15.06.2018, 15:00 Uhr
Veranstalter: Stiftung Ettersberg und der VOS e.V.
Ort: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37 a, 99084 Erfurt
Zeit: 17.06.2018, 10:00 Uhr
Veranstalter: Gedenkstätte Amthordurchgang e.V.
Ort: Gedenkstätte Amthordurchgang, Amthordurchgang 9, 07545 Gera
Zeit: 17.06.2018, 14:00 Uhr
Veranstalter: Grenzmuseum Schifflersgrund
Ort: Grenzmuseum Schifflersgrund, Platz der Wiedervereinigung, 37318 Asbach-Sickenberg
Zeit: 17.06.2018, 15:00 Uhr
Veranstalter: Veranstaltung des "OdS Thüringen e.V. Gotha"
Ort: Gedenktafel bei der Stadtkirche St. Peter, Kirchstraße 26, 96515 Sonneberg
Zeit: 17.06.2018, 15:00 Uhr
Veranstalter: Grenzlandmuseum Eichsfeld
Ort: Grenzlandmuseum Eichsfeld, Duderstädter Str. 7, 37339 Teistungen
Zeit: 17.06.2018, 15:30 Uhr