Am kommenden Mittwoch wird Heino Falcke mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, seine Vita erklärt die Ehrung: Heino Falcke wurde am 12. Mai 1929 in Westpreußen geboren. Nach dem Krieg studierte er in Berlin, Göttingen und Basel evangelische Theologie. 1952 entschied er sich, Pfarrer in der DDR zu werden. Nach zwei Jahren als Studieninspektor am Predigerseminar in Wittenberg wurde Heino Falcke Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie in Rostock. Hier wurde er 1958 promoviert. 1961 erfolgte seine Habilitation. Von 1963 bis 1973 war er Direktor der kirchlichen Ausbildungsstätte Predigerseminar in Gnadau bei Magdeburg. Daran anschließend, leitete Falcke von 1973 bis 1994 als Propst den Propstsprengel Erfurt. Die christliche Existenz im sozialistischen Staat, die Sicherung des Friedens und die Erhaltung der Umwelt waren vor allem Gegenstand seiner Arbeit.
Vor 50 Jahren, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, prägte er zusammen mit seinem Bischof die Formel von der „kritischen Solidarität“. Während die SED alle Brücken zwischen den Kirchen in den beiden Teilen Deutschlands zerschlagen wollte, beteiligte sich Heino Falcke an einem gesamtdeutschen Friedenswort der Evangelischen Kirchen in Deutschland. 1972 hielt er den Hauptvortrag der Synode des Bundes evangelischer Kirchen in der DDR: „Christus befreit - darum Kirche für andere“. Es war eine eindrucksvolle Freiheitsrede, in der er die Differenz zur SED-Herrschaft mit der „Hoffnung eines verbesserlichen Sozialismus“ und der Hoffnung auf Christi Befreiung markierte. Nach dem Ende der SED-Diktatur stellte Heino Falcke fest: „Alle Versuche, mehr Toleranz im Bildungssystem zu erreichen, sind eigentlich gescheitert. Wir mussten zum Schluss doch sagen: Im Bildungswesen haben wir eigentlich nichts erreicht.“
Als Erfurter Propst prägte er die Kirchentage in Erfurt mit symbolischen Aktionen (1983) und dem Ruf: „Menschen ohne Rückgrat haben wir schon genug“ (1978). Der Landesbeauftragte Christian Dietrich erinnert sich an den Kommentar des Propsts zu einem symbolischen Kerzen-Protest im Jahr 1986: „Die Kerze ist der gewaltlose Widerstand gegen die Finsternis.“ Im Mai 1987 gründete sich eine kirchliche Initiative gegen die Abgrenzungspolitik der SED. Den Antrag „Absage an Prinzip und Praxis der Abgrenzung" brachte Heino Falcke in die Bundessynode ein. Er begründete ihn u. a. mit den Bekenntnisworten nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur: „Wir sind in die Irre gegangen, als wir meinten, eine Front der Guten gegen die Bösen, des Lichts gegen die Finsternis, der Gerechten gegen die Ungerechten im politischen Leben und mit politischen Mitteln bilden zu müssen." So ermutige er über Jahre zur Friedlichen Revolution und gestaltete sie mit. Als die Erfurter Staatssicherheitszentrale im Dezember 1989 besetzt wurde, stellte er sein Auto quer in die Zufahrt, um den Abtransport von Dokumenten zu verhindern. Heino Falcke hatte die DDR-Kirchen im Weltrat der Kirchen vertreten und war Mitinitiator des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Diese internationale kirchliche Bewegung begleitete das Ende des sowjetischen Imperiums.
Der Landesbeauftragte gratuliert dem Erfurter Theologen zur Verleihung des Bundesverdienstordens und freut sich, dass Heino Falcke die Ehrung durch die Bundesregierung und den Freistaat Thüringen annimmt. Er war und ist ein Inspirator der Befreiung.