Dr. Peter Schicketanz, Förderer der Wehrdienstverweigerer in der DDR, ist am 17. Januar verstorben.
Der kluge Theologe, weitsichtige Kirchenbeamte, Pädagoge und Kirchenhistoriker hat in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR die Ausbildung und Weiterbildung von kirchlichen Mitarbeitern verantwortet. Die Begleitung der Wehrdienstverweigerer in der DDR war eines seiner herausragenden Themen. 1965 formulierte er die Handreichung der evangelischen Kirchen zur Seelsorge an Wehrpflichtigen mit; er baute das Netzwerk der Begleitung von Wehrdienstverweigern mit Unterstützung seines Bischof Johannes Jänicke DDR-weit auf. In der Handreichung hieß es: "Es wird nicht gesagt werden können, dass das Friedenszeugnis der Kirche in allen drei der heute in der DDR gefällten Entscheidungen junger Christen in gleicher Deutlichkeit Gestalt angenommen hat. Vielmehr geben die Verweigerer, die im Straflager für ihren Gehorsam mit persönlichem Freiheitsverlust leidend bezahlen und auch die Bausoldaten, welche die Last nicht abreißender Gewissensfragen und Situationsentscheidungen übernehmen, ein deutlicheres Zeugnis des gegenwärtigen Friedensgebots unseres Herrn. Aus ihrem Tun redet die Freiheit der Christen von politischen Zwängen."
Wenig später veröffentlichte er eine Reflexion zur Bedeutung des Pietismus für Gemeinden in der DDR. Als immer mehr Gemeindeglieder die DDR verlassen wollten und Oskar Brüsewitz die Verfolgung der jungen Christen anklagte, forderte Peter Schicketanz auf Gemeindeseminaren die "Durchbrechung der gegenwärtigen Machtverhältnisse mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes, mit Kaltschnäuzigkeit, guten Nerven und Gewaltlosigkeit". Auf dem Bausoldatenkongress 2014 würdigte er noch einmal die Totalverweigerer, ohne die es wohl nie zur Bausoldatenreglung gekommen wäre. Gemeinsam mit Bernd Eisenfeld verfasste er die "Monografie Bausoldaten in der DDR: Die »Zusammenführung feindlich-negativer Kräfte« in der NVA" (2012). Er hat die Ausbildung für Gemeindepädagogen in Potsdam mitkonzipiert und 1979 bis 1996 geleitet. Seine Schüler und Freunde vermissen ihn, seiner Kirche wird er fehlen. Der Leiter des gemeinnützigen Vereins „Escola popular“ Hans-Jürgen Neumann schreibt: „Peter Schicketanz habe ich mit zu verdanken, dass ich als Wehrdiensttotalverweigerer studieren konnte und vor allem eine Motivation dafür bekam. Sein pädagogisches Lehr- und Unterrichtsverständnis begleitet mich bis heute.“