Nach jüngster Studie des Forschungsverbunds SED-Staat kamen 327 Menschen an innerdeutscher Landgrenze ums Leben
Mit dem Bau der Berliner am 13. August 1961 wurde das letzte Schlupfloch in den Westen geschlossen. Nach jüngsten Forschungen des Forschungsverbunds SED-Staat kamen 327 Menschen an der innerdeutschen Landgrenze (ohne die Todesopfer an der Berliner Mauer) bis 1989 ums Leben. Die Leiterin des Berliner Mauermuseums, Alexandra Hildebrandt, geht aktuell von insgesamt 1899 Todesopfern des Grenzregimes aus.
Nicht zuletzt wegen des stetigen Ausbaus der Sicherungsanlagen an der deutsch-deutschen Grenze versuchten Menschen auch außerhalb der DDR, den „Eisernen Vorhang“ zu überqueren. Allein an der Grenze der CSSR verloren mehr als 770 Menschen auf der Flucht ihr Leben, unter ihnen mindestens 17 Personen aus der DDR.
„Der 13. August 1961 ist ein Schlüsseldatum der europäischen Geschichte und Anlass jenen zu danken, die Menschen aus der DDR gerettet haben, die die Grenze durchlässiger machten und letztlich einrissen“, sagt der Landesbeauftragte Christian Dietrich. „Es ist aber auch ein Tag der Trauer. Nicht nur die Toten sind unvergessen, auch die erzwungenen Beziehungsabbrüche. Schuld und Verrat gerade innerhalb der Familien wirken ist bis heute“, fügt Dietrich hinzu.
Faktisch war der SED-Staat nach dem Bau der Berliner Mauer ein Gefängnis. Der Versuch einer Flucht aus der DDR, sowie dessen Vorbereitung oder Nichtanzeige konnten bestraft werden. Mit dem verschärften Passgesetz von 1957 wurde jede nichtgenehmigte Ausreise aus der DDR strafrechtlich verfolgt. Das Strafmaß konnte seit 1979 bis zu acht Jahren Haft betragen. Verurteilt wurde auch, wer Fluchtvorbereitungen - selbst innerhalb der eigenen Familie - nicht angezeigt hatte. Über 60.000 Menschen erhielten als DDR-Flüchtlinge und Fluchthelfer Haftstrafen. Zudem wurden Kinder und Jugendliche in diesem Zusammenhang in geschlossene Jugendeinrichtungen eingewiesen.
Jenen Opfern des DDR-Grenzregimes wird am 13. August in Thüringen im Rahmen von mehreren Veranstaltungen gedacht, etwa in Form eines Gottesdienstes und der Kranzniederlegung in Eisenach oder einer Gedenkstunde im Grenzmuseum Schifflersgrund. Im Menschenrechtszentrum Cottbus wurde zum 50. Jahrestag des Mauerbaus vor sechs Jahren die Gedenkaktion "1 Ziegel für 1 Maueropfer" begonnen. Am Sonntag wird diese Gedenkmauer nunmehr eingeweiht.