Winston Churchill, Salvador de Madariaga, Simone Veil, Henry Kissinger, Frère Roger Schutz, Gyula Horn, Václav Havel oder Papst Franziskus; sie alle haben den Karlspreis für Ihre Verdienste um Europa und die europäische Einigung erhalten - nunmehr wird Timothy Garton Ash der 59. Träger des renommierten Preises. Er denkt die europäischen Erinnerungskulturen zusammen wie kaum ein anderer und dechiffrierte den europäischen Gedanken in Deutschland in seiner Analyse "Im Namen Europas". Ihm verdanken wir die erste Gesamtdarstellung vom Ende des sowjetischen Imperiums in Europa: „Ein Jahrhundert wird abgewählt“. Der Landesbeauftragte gratuliert Timothy Garton Ash herzlich zu der hohen Auszeichnung!
Als Doktorand war Timothy Garton Ash häufig in der DDR, wohl sein wichtigster dortiger Gesprächspartner, Dr. Eberhard Haufe, wohnte in Weimar: Weil er Haufe ab 1977 immer wieder aufsuchte, um den Widerstand Einzelner in Mittel- und Osteuropa kennenzulernen, spitzelte ihm die Erfurter Stasi-Spionage-Abwehr bis 1988 im Operativen Ausgangs-Material (OAM „Harfe“ ) hinterher.
Hans Michael Kloth zu Garton Ash „Man solle auch in der Diktatur zu leben versuchen, als ob es keine Geheimpolizei gebe - das nahmen sich die ostmitteleuropäischen Dissidenten einst vor. Garton Ash dreht dieses "Als ob"-Prinzip um: Wir sollten in einem freien Land leben, als ob über uns irgendwo Buch geführt würde, auf dass wir nicht eines Tages angesichts einer Akte in Verlegenheit kämen.
Dass diese Maxime nicht als donnernder moralischer Imperativ daherkommt, sondern als leise, pragmatische Mahnung, ist bezeichnend für die Güte der Einsichten, die "Romeo" Garton Ash von seinem Besuch im Wunderland der Akten und Erinnerungen mitgebracht hat.“ (DER SPIEGEL 36/1997)
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