Kurz nach seinem 70. Geburtstag ist der Vorsitzende des Trägervereins Politische Bildungsstätte Helmstedt e.V. nach einer plötzlich aufgetretenen schweren Krankheit am 1. November verstorben.
Mit dem Tod von Dr. Hans-Jürgen Grasemann verliert die Aufarbeitungslandschaft einen bedeutenden Wissenschaftler, Zeitzeugen und Mitstreiter.
Dr. Hans-Jürgen Grasemann veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in Sammelwerken und Fachzeitschriften, insbesondere zu juristischen Fragen der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Seit 1967 ist er in der politischen Bildungsarbeit für unterschiedliche Bildungsträger tätig. Der ehemalige Vorsitzende des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen - ZDWV e.V. studierte Jura in Göttingen und promovierte 1973 mit einer Arbeit über das Verfassungsrecht der DDR. Nach zwei Jahren als Richter war er ab 1978 als Staatsanwalt am Landgericht Braunschweig tätig.
Von 1988 bis 1994 arbeitete er schließlich als stellvertretender Leiter und Sprecher der Zentralen Beweismittel- und Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter. Diese Einrichtung bestand seit 1961 und diente der Dokumentation der Verbrechen des SED-Regimes. Grasemann und seine Mitarbeiter gingen dort Hinweisen auf vollendete oder versuchte Tötungshandlungen (zum Beispiel an der innerdeutschen Grenze), Unrechtsurteile aus politischen Gründen, Misshandlungen im Strafvollzug und Verschleppung oder politische Verfolgung in der DDR nach.
Er war in Thüringen in vielfacher Hinsicht präsent, ob als Referent oder bei der Gestaltung der Städtepartnerschaft Salzgitter – Gotha. In einem Interview sagte er kürzlich: "Unrecht bleibt Unrecht, das hilft den Opfern.“ Dr. Hans-Jürgen Grasemann machte in Vorträgen den Wert des Rechtsstaates für die Demokratie plausibel und stärkte Menschen, die sich der Aufklärung von Verbrechen des SED-Staates widmeten.
"Er war ein wunderbarer Mensch und klarer Jurist. Er wird uns fehlen", sagt der Landesbeauftagte, Christian Dietrich.