Karte zeigt über 200 betroffene Orte und macht das Ausmaß der Zwangsaussiedlungen in Thüringen nachvollziehbar
Zwischen dem 5. und 8. Juni 1952 wurden in Nacht-und-Nebel-Aktionen in Thüringen insgesamt 3.754 Personen aus dem Grenzgebiet zur Bundesrepublik ins Landesinnere zwangsausgesiedelt, insgesamt mussten in jenem Jahr DDR-weit 8.331 ihre Heimat aufgeben. Der Mauerbau und die folgenden Absperrmaßnahmen seit dem 13. August 1961 leiteten eine zweite erzwungene Aussiedlungswelle ein, von der in Thüringen 1.597 Menschen betroffen waren. Neben diesen zwei großen Zwangsaussiedlungsaktionen gab es bis Mitte der 1980er Jahre auch Einzelaussiedlungen, wobei die genaue Anzahl der Betroffenen bis heute nicht bekannt ist.
Besondere räumliche und zeitliche Schwerpunkte werden erstmals visualisiert
Das Ausmaß dieser Zwangsaussiedlungen in Thüringen lässt sich nun anhand einer interaktiven Karte begreifen. Die vom Landesbeauftragten erarbeitete Karte weist über 200 in Thüringen betroffenen Orte aus, gibt Informationen, in welchen Jahren es zu Aussiedlungsaktionen kam und in welcher Form vor Ort an das Unrecht erinnert wird.
Mit der Karte lässt sich anhand unterschiedlicher Farbmarkierungen nachvollziehen, welche Orte von den beiden großen Aktionen aus den Jahren 1952 und 1961 betroffen waren. Besonders interessant: Ein Schwerpunkt der Zwangsaussiedlungen 1952 –vom SED-Regime menschenverachtend als „Aktion Ungeziefer“ bezeichnet – liegt im südthüringischen Heldburger Unterland um die Stadt Bad Colberg-Heldburg. Hier wurden Menschen aus insgesamt 19 Ortschaften ihrer Heimat beraubt. Klicken Sie auf die farbigen Markierungen, um mehr zu erfahren:
Legende: Gelb: Zwangsaussiedlungen 1952 Orange: Zwangsaussiedlungen 1961 Rot: Zwangsaussiedlungen in verschiedenen Jahren
Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei den zahlreichen Kommunen in Thüringen, die uns bei der Recherche, beispielsweise hinsichtlich der Gedenkformen in den betroffenen Orten, mit wichtigen Informationen unterstützt haben. Die Karte erfüllt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr handelt es sich um ein fortlaufendes Projekt, wir aktualisieren die Karte regelmäßig mit Informationen zu betroffenen Orten bzw. Gedenkformen.