Am 28. August 2016 jährt sich zum 75. Mal der Stalin-Erlass zur Deportation der Russlanddeutschen. 1941 endete sowohl die Wolgadeutsche Republik als auch in der Folge der Deportationen nahezu alle deutschen Siedlungen im europäischen Teil der Sowjetunion. Das Deportationsdekret war - wie über hundert weitere - ein folgenschwerer Urteilsspruch über eine ganze Volksgruppe. Alle Sowjetdeutschen wurden beschuldigt, mit Hitlerdeutschland zu kollaborieren. Durch die ethnische Säuberung wurden rund 85% der in der Sowjetunion ansässigen Deutschen entrechtet, deportiert und enteignet. Die Mehrzahl der Deportierten kam in die Trud-Armee, d.h. wurde zu Zwangsarbeiten insbesondere in Sibirien verurteilt. Familien wurden auseinandergerissen und ihre Kommunikation wurde unterbunden. Die Repressionen gegenüber Russlanddeutschen hielten auch nach Kriegsende an. In der Sowjetunion durften sie nie in ihre Heimatgebiete zurückkehren. Zwanzig Jahre nach Kriegsende erlangten sie aber eingeschränkte Bürgerrechte und seit Mitte der 1980er Jahre öffneten sich die Grenzen, so dass über 2,4 Millionen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion inzwischen nach Deutschland ausgewandert sind.
Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius (MdB) erklärte zum Gedenktag: „Ich begrüße es, dass die Bundesregierung ihrer historischen Verantwortung für die Deutschen aus Russland weiterhin gerecht wird und nach wie vor am pauschalen Kriegsfolgenschicksal festhält. Diese historische Verantwortung für die Volksgruppe bleibt.“ (http://www.bund-der-vertriebenen.de/presse/news-detail/datum/2016/08/25/75-jahrestag-des-stalin-erlasses-zur-deportation-der-wolgadeutschen.html)
Für die Erlebnisgeneration und deren Kinder ist der 28. August ein besonderer Tag des Erinnerns, verbunden mit der Klage über das erfahrene Leid und des Dankes für die Errettung. Der Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Christian Dietrich, war für einige Jahre Seelsorger am größten Thüringer Spätaussiedlerheim in Nohra. Hier wurde der 28. August jedes Jahr mit der konkreten Erinnerung an die Verfolgung und einem Klage- und Dankgottesdienst begangen. Die Folgen der generationsübergreifenden Verfolgung der Russlanddeutschen ist auch heute ein Thema. Gerade die Russlanddeutschen vermissen oft eine bundesdeutsche Willkommenskultur.
(siehe auch: http://www.russlanddeutsche.de/russlanddeutsche/geschichte.html,
http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56394/aussiedler
und http://www.koerber-stiftung.de/internationale-verstaendigung/im-fokus-russland-in-europa/seiten/zwei-schaetze-fuer-eine-seele.html)