Der Thüringer Landesbeauftragte Christian Dietrich eröffnete am vergangenen Freitag die Tagung „Suhl – Was bleibt zum Erinnern?“, die gleichermaßen interessierte Bürger, Wissenschaftler, aber auch Vertreter der Stadt und deren Partnerstädte Würzburg und Bègles zusammenbrachte, um die vergangene, aber auch künftige Entwicklung von Suhl zu diskutieren. Der Fokus der Beiträge, die die Architektur-, Vernetzungs-, Sozial-und Wirtschafts- sowie Revolutionsgeschichte in den Blick nahmen, lag dennoch erkennbar auf der DDR-Vergangenheit: Suhl wurde 1952 Bezirksstadt und in der Folge fand ein immenser Ausbau statt: Ein neues Stadtzentrum und Wohngebiete in Plattenbauweise entstanden, auch die Bevölkerungszahl der Stadt wuchs bis in die 1980er Jahre auf das Doppelte an. Suhl etablierte sich als Verwaltungszentrum im Bezirk.
Die Tagung startete am späten Freitagnachmittag mit einem Rundgang durch das Gelände der ehemaligen MfS-Bezirksverwaltung in der Hölderlinstraße 1. Hier informierte Sascha Münzel (BStU, Außenstelle Suhl) über die Staatssicherheit vor Ort und führte die Teilnehmer auch in das Dienstzimmer des letzten Leiters der Bezirksverwaltung Gerhard Lange. Es folgte die offizielle Eröffnung der Tagung durch den Landesbeauftragten sowie der Vortrag von Dr. Peter Wurschi (Stiftung Ettersberg, Weimar) zum Thema „Suhl – ein schwieriges Erbe“. Anschließend hatte der Film „Der Aufbruch“ Premiere. In dem Dokumentarfilm der Filmemacher Reinhold Tielbörger, Ullrich Willier und Thorsten Heinze schildern Zeitzeugen die Ereignisse der Friedlichen Revolution 1989/90 in Suhl. Über 100 Bürger sahen die Dokumentation und diskutieren bei Brezeln und Getränken bis etwa 21.30 Uhr ihre Erfahrungen.
Am Samstag wurden etwa 50-60 Interessierte zu den verschiedenen Themenbereichen gezählt. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion mit Roland Jahn (Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR), Kristina Casper (Leiterin der Außenstelle Suhl des Landesbeauftragten), Dr. Ulrike Schulz (Wirtschaftshistorikerin, Florenz/Berlin), Klaus Lambrecht (Vize-Bürgermeister, Suhl), Reinhold Tielbörger (Filmemacher, Suhl) und PD Dr. Jörg Ganzenmüller (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Ettersberg, Weimar) wurde dann die Zukunft Suhls angesprochen: Obwohl die Stadt eine interessante Geschichte habe – nicht nur in der jüngeren Vergangenheit –, fehle es bisher an einem gemeinsamen Konzept und an politischem Willen, das historische Erbe aufzuarbeiten und ansprechend zu präsentieren. Möglicherweise wird eine von Dr. Ulrike Schulz am Ende der Podiumsdiskussion angeregte Arbeitsgruppe zukunftweisende Ideen mit der Stadt Suhl entwickeln.
Organisiert wurde die Tagung von der Stiftung Ettersberg in Weimar und den Außenstellen Suhl des Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Stadt Suhl, die Rhön-Sparkasse und die Landeszentrale für politische Bildung