Sehr geehrte Damen und Herren,
der Thüringer Landtag ergreift wegen des Coronavirus besondere Vorsichtsmaßnahmen. Aufgrund dessen, müssen wir die Veranstaltung am 18.03.2020 „Demokratie – Jetzt oder Nie! - Die erste freie Wahl der DDR am 18.03.1990“ im Plenarsaal des Thüringer Landtages absagen. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis und wünschen Ihnen, dass Sie in diesen Zeiten vor allem gesund bleiben.
Die Präsidentin des Thüringer Landtags und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur wollen an die Volkskammerwahl vor 30 Jahren erinnern und laden Sie herzlich zur Veranstaltung am Mittwoch, den 18. März 2020, 19 Uhr in den Thüringer Landtag ein.
Am 18. März 1990 wurde die letzte Volkskammer der DDR gewählt. Das Besondere an dieser Wahl vor 30 Jahren war, dass die Bürgerinnen und Bürger erstmals selbstbestimmt und freiwillig über ihre Zukunft abstimmen konnten. Sie hatten die Wahl zwischen 19 Parteien und fünf Listenverbindungen, d. h. zwischen unterschiedlichen politischen Zielen und Parteiprogrammen.
In den vorherigen Volkskammerwahlen konnte lediglich über eine Einheitsliste der sogenannten Nationalen Front abgestimmt werden. In der Nationalen Front waren alle Parteien der DDR und die politischen Massenorganisationen versammelt. Durch die Dominanz der SED-Mitglieder, auch in den Massenorganisationen, verfügte die Staatspartei SED stets über eine klare Mehrheit. Die Volkskammer der DDR war demnach ein Scheinparlament, das keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen in der DDR hatte.
Mit der Volkskammerwahl am 18. März 1990 änderte sich alles. Nun wurde die Volksvertretung der DDR erstmals in ihrer Geschichte demokratisch gewählt. Vorausgegangen war die Friedliche Revolution im Herbst 1989, die die SED-Diktatur beendete.
Der Wahlkampf war kurz und stellte die bestehenden und die neu gegründeten Parteien vor organisatorische Herausforderungen. Die Wahlbeteiligung war mit 93,4 Prozent überaus hoch.
Entgegen aller Vorhersagen gewann die „Allianz für Deutschland“ (CDU, Demokratischer Aufbruch, Deutsche Soziale Union) mit 48 Prozent. Wahlentscheidend schien letztlich der Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung nach einer wirtschaftlichen und politischen Wiedervereinigung Deutschlands gewesen zu sein. Die SPD erhielt 21,9 Prozent aller Stimmen. Drittstärkste Kraft wurde die zur PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) umbenannte SED mit 16,4 Prozent. Die Bürgerrechtsinitiativen, die im Herbst 1989 das System SED ins Wanken gebracht hatten, erhielten nur auf 2,9 Prozent aller abgegebenen Stimmen.
Die neu gewählte Volkskammer konstituierte sich dann am 5. April 1990. Die Mitglieder gestalteten mit einem enormen Arbeitspensum den Weg zur deutschen Einheit. Es wurden über 150 Gesetze verabschiedet und mehr als 100 Beschlüsse gefasst. Darunter waren wichtige Meilensteine, wie neue Verfassungsgrundsätze der DDR, die Verabschiedung einer neuen Kommunalverfassung und die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland zum 3. Oktober 1990 wurde die Volkskammer aufgelöst.
Programm
19.00 – 19.15 Uhr
Begrüßung und Einführung
Birgit Keller,
Präsidentin des Thüringer Landtags
Dr. Peter Wurschi,
Landesbeauftragter des Freistaats Thüringen
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
19.15 – 19.30 Uhr
Demokratie-Premiere in der DDR. Die Wahl am 18. März 1990
Impulsvortrag
Dr. Bertram Triebel,
Historiker
19.30 – 21.00 Uhr
Moderiertes Gespräch mit
Dr. habil. Christine Klaus (SPD, Mitglied der Volkskammer 1990)
Dr. Hans-Peter Häfner (CDU, Mitglied der Volkskammer 1990)
Thomas Schütt (Volkskammerkandidat für die Vereinigte Linke)
sowie Dr. Bertram Triebel und Dr. Peter Wurschi
Moderation: Henry Bernhard,
Landeskorrespondent für Thüringen beim Deutschlandfunk
21.00 Uhr
Empfang der Landtagspräsidentin
Der Eintritt ist frei! Wir bitten um Anmeldung unter Angabe von Name und Adresse an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bitte bringen Sie zur Veranstaltung Ihren Personalausweis mit.
Gäste ohne Anmeldung können am Veranstaltungsabend, unter der Voraussetzung von freien Plätzen, an der Veranstaltung kurzfristig teilnehmen.