Freitag, 9.Juni 2023

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Web1Derzeit findet am Gymnasium Georgianum Hildburghausen in Kooperation mit dem Landesbeauftragten eine Projektwoche zum Thema „Die DDR – die andere Demokratie?“ statt. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Anke Geier hat dazu gestern vor Schülern der 11. Klassenstufe des Georgianum im Zweiländermuseum Rodachtal (http://www.zweilaendermuseum.de) in Streufdorf einen Vortrag zu den Zwangsaussiedlungsmaßnahmen der DDR im Jahr 1952 gehalten; von diesen Zwangsaussiedlungsmaßnahmen zur Sicherung des Grenzregimes waren DDR-weit 8.331 Menschen betroffen; darunter auch hunderte Personen aus dem Kreis Hildburghausen, zu dem auch Streufdorf gehört.
Die Aussiedlungsaktion im Landkreis Hildburghausen startete am Donnerstag, den 5. Juni 1952 und wurde erst am 7. Juni beendet. Denn sie lief nicht so ab, wie von den Behörden zunächst geplant. In Streufdorf kam es zu massivem Widerstand gegen den Abtransport der Nachbarn und auch die Durchfahrt der LKW aus anderen Orten zum Verladebahnhof Hildburghausen wurde durch improvisierte Barrikaden und Straßensperren hinausgezögert.
Inspiriert wurde der Widerstand durch den DEFA-Propaganda-Film „Das verurteilte Dorf“ von Martin Hellberg, der einige Monate zuvor mit großem propagandistischen Aufwand auch in Streufdorf gezeigt wurde. In dem Film geht es um den Ort Bärenweiler in Bayern, der einem amerikanischen Truppenübungsplatz weichen sollte. Die Anwohner von Bärenweiler protestieren nach der Ankündigung der bevorstehenden Räumung und als dies wirkungslos verpuffte, läuteten sie am Tag als die Räumkommandos anrückten, die Kirchenglocken des Dorfes Sturm und die Bewohner wehrten sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, im Film mit Erfolg.
Web2Nach diesem Muster widersetzten sich auch die Streufdorfer und auch Arbeiter von auswärts, die mit Rodungsarbeiten im 10-Meter-Streifen beschäftigt waren, schlossen sich teilweise an. Bereits in den frühen Morgenstunden des 5. Juni läuteten die Glocken der Kirche. Die Streufdorfer versammelten sich und bauten Barrikaden und rückten mit Äxten und Mistgabeln an. Bereits beladene LKWs wurden wieder abgeladen. Als klar wurde, dass der Widerstand nicht mit ein paar SED-Agitatoren aufgelöst werden konnte, rückten zwei Schnellkommandos der Volkspolizei, zwei Löschfahrzeuge der Feuerwehr, die Grenzpolizei, zwei Gruppen der motorisierten Schutzpolizei Meiningen und weitere Polizeiangehörige an. Gegen 12.15 Uhr wurde ein Wasserwerfer eingesetzt. Schließlich wurde der Widerstand mit Hilfe der massiven Polizeipräsenz gebrochen.

Ab morgen haben die Schüler im Gymnasium Georgianum die Möglichkeit, den Zeitzeugen Karl Westhäuser zu seinen diesbezüglichen Erlebnissen zu befragen. Westhäuser war einer der couragierten Streufdorfer, die 1952 Widerstand gegen die Aussiedlung der Freunde und Nachbarn geleistet hatten. Er wurde deshalb damals verhaftet und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Zur Vorbereitung haben die Schüler dazu im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Dr. Matthias Wanitschke heute entsprechende Stasi-Akten eingesehen und quellenkritisch besprochen. Mehr zu dem Quellen-Zeitzeugen-Projekt, das der Landesbeauftragte auch an anderen Schulen durchführt, finden Sie hier.

Auf dem unteren Bild ist ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Zwangsausgesiedelten zu sehen, daneben befindet sich das Zweiländermuseum.

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Zwangsaussiedlungen in Thüringen

Diese interaktive Karte zeigt über 200 Orte in Thüringen, die von Zwangsaussiedlungen betroffen waren. Klicken Sie auf die Markierungen, um mehr zu erfahren. 

Legende: 
Gelb: Zwangsaussiedlungen 1952
Orange: Zwangsaussiedlungen 1961
Rot: Zwangsaussiedlungen in mehreren Jahren

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