Am 31. Dezember 2018 endete der „Fonds Heimerziehung in der DDR in den Jahren 1949 bis 1990". Allein in Thüringen wurden über 24.000 Beratungsgespräche mit Betroffenen geführt, deren Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend besprochen und Ansprüche an den Fonds geklärt. Dank der qualitätsvollen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der thüringischen Anlaufstelle erhielten mehr als 4.000 ehemalige Heimkinder Leistungen. Zu Zeiten der DDR waren annähernd 500.000 Kinder und Jugendliche in Heimen untergebracht, darunter etwa 135.000 in so genannten Spezialheimen und Jugendwerkhöfen. Hier wurden sie „umerzogen“, denn „neue sozialistische Menschen“ sollten sie werden. Viele Kinder und Jugendliche erlitten in diesen Einrichtungen traumatische Schäden, die bis heute anhalten. Mit dem Fonds Heimerziehung hatten der Deutsche Bundestag und die Jugendministerinnen und -minister der Länder am 1. Juli 2012 finanzielle Mittel bereitgestellt, um betroffene ehemalige Heimkinder in Form von Sach- und Rentenersatzleistungen zu unterstützen. Der Landesbeauftragte begrüßt, dass sich das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport dazu entschlossen hat, die Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige DDR-Heimkinder in der Erfurter Wallstraße 18 weiterhin zu erhalten. „Der Fonds war ein Instrument, um mit finanziellen Mitteln erlittenes Leid auszugleichen. Oftmals begann durch die Existenz des Heimkinderfonds für viele Betroffene überhaupt erst eine Auseinandersetzung mit der frühen Biografie. Umso wichtiger ist es nun, ihnen in beratender Tätigkeit weiterhin und langfristig zur Seite zu stehen. Insofern plädiere ich nicht nur für den Erhalt der Anlauf- und Beratungsstelle, sondern für eine bessere Strukturierung der Beratungsangebote in Thüringen sowie konzeptionelle Schritte zum Ausbau von Hilfsangeboten für die Betroffenen“, so Dr. Wurschi.
Am 29. Mai 2019 findet im Thüringer Landtag ein Veranstaltungstag des Landesbeauftragten zu dieser Thematik statt. Dabei werden Expertinnen und Experten sowie Betroffene Bilanz zur Wirksamkeit des Fonds Heimerziehung ziehen und versuchen, Perspektiven für den weiteren persönlichen wie gesellschaftlichen Umgang mit dem Heimerziehungs-Unrecht zu entwickeln. Weitere Informationen dazu in Kürze auf der Webseite des Landesbeauftragten.